Die Ingelheimer Kaiserpfalz wurde am Ende des 8. Jahrhunderts von Karl dem Großen als Palastanlage erbaut. Sie diente ihm und insgesamt 21 weiteren mittelalterlichen Herrschern als Regierungsort. Im Mittelalter wurde das Reich nicht von einer Hauptstadt oder festen Residenz aus regiert, sondern die Herrscher reisten permanent durchs Land. Die Pfalzen waren für sie nicht nur Unterkunft, sondern vor allem repräsentative Orte zur Ausübung ihrer Macht.
Die Ingelheimer Pfalz nahm dabei eine besondere Stellung ein. Karls Biograf Einhard beschrieb sie als „prächtigste Pfalz neben Aachen und Nimwegen“. Einzigartig war ihre Architektur, bei der Karl der Große sich von römisch-antiken Villen und Palästen inspirieren ließ. Damit unterstrich er, dass er sich in der Tradition der großen römischen Herrscher sah.
Die Kaiserpfalz Ingelheim war Schauplatz zahlreicher Reichsversammlungen und Synoden mit hohen weltlichen und kirchlichen Repräsentanten. Es fanden Gerichtsprozesse, feierliche Festtagskrönungen, Taufen, Hochzeiten und Abdankungen statt.
Unter den Ottonen im 10. und frühen 11. Jahrhundert erlebte die Pfalz ihren Höhepunkt als bevorzugter Aufenthalts- und Versammlungsort. Nie zuvor oder danach residierten Herrscher hier so häufig. In dieser Zeit wurde im Zuge aufwändiger Renovierungen die Saalkirche gebaut, in der prachtvolle Kirchenfeste gefeiert wurden.
Im 12. Jahrhundert veränderte sich das Erscheinungsbild der Pfalz erheblich: Die Staufer verwandelten den repräsentativen, offen gestalteten Gebäudekomplex in eine burgartig befestigte Anlage. Eine Wehrmauer, Wehrtürme und ein wassergefüllter Burggraben sollten die Pfalz vor Angriffen schützen und damit die staufische Territorialpolitik sichern.